Aktuelles


November 2024

Konferenz: Drecksarbeit. Materialitäten, Semantiken und Praktiken seit dem 19. Jahrhundert

13.-15. November 2024, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund

Gemeinsam mit der German Labour History Association (GLHA), der FernUniversität in Hagen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Hans-Böckler-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet das Fritz-Hüser-Institut eine Konferenz zu geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen, v. a. historischen Zugänge zu »Drecksarbeit« von der Frühen Neuzeit bis zum 21. Jahrhundert. 

Ausgangspunkt der Überlegungen ist dabei, dass soziale Hierarchien, gesellschaftliches Ansehen und kulturelles Kapital besonders stark über berufliche Tätigkeiten verhandelt werden. Sie werden symbolisch hervorgehoben durch Codes wie die Farbe des Hemdkragens oder semantische Chiffren wie »Drecksarbeit«. 

Als sogenannte Drecksarbeit – oft als »disgusting or degrading« gewertet – gelten allgemein Tätigkeiten, von denen angenommen wird, dass ihre Ausübung mit Widerwillen geschieht, dass sie sozial bzw. moralisch fragwürdig sind, oder dass sie mit widrigen Arbeitsumständen verbunden sind. Sie auszuführen, kann bedeuten, Arbeit unter schwierigen und prekären Bedingungen zu leisten, in physischen Kontakt mit abjekter Materie zu treten und für diese Tätigkeit stigmatisiert oder sogar kriminalisiert zu werden. 

Vorbereitungsteam: Iuditha Balint (FHI), Mareen Heying, Vanessa Höving (FernUniversität in Hagen) und Bernd Hüttner (Rosa-Luxemburg-Stiftung).

Zum Tagungsprogramm hier.


Oktober 2024

Podiumsgespräch: Schöpfung. Kunst als Zugang und Intervention

24. Oktober 2024, 19:30 Uhr, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund

Eintritt frei

Kann Kunst am kulturellen Gedächtnis einer pluralen Gesellschaft mitwirken? Kann sie intervenieren? Soll sie das? Kann sie Zugänge zu einer pluralen Gesellschaft schaffen? Muss sie das? Welche Ansprüche werden an die Kunst- und Kulturszene, an Kunst und Kultur und ihre Akteur:innen gestellt?
Über diese Fragen, über die gesellschaftliche Rolle der Literatur, des Theaters und der Musik und darüber, welche Verantwortung der Kunst aufgebürdet wird, diskutieren Musik- und Theaterwissenschaftler:in und Dramaturg:in Dr. Dr. Daniele Daude, die Dramaturgin Negar Foroughanfar, die Musikwissenschaftlerin Neneh Sowe und die Schriftstellerin Karosh Taha.

Eine Veranstaltung des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Kooperation mit dem DFG-Sonderforschungsbereich 1512 »Intervenierende Künste« der Freien Universität Berlin und dem Bildungswerk Vielfalt e.V. im Rahmen des 0+1 Festivals für Diversität und Komplexität.

Zum Veranstaltungsposter hier.


Workshop: Grenzgängerin. Die Reportage/-literatur als entgrenztes Medium der Öffentlichkeitsgestaltung

24. Oktober 2024, 9:30 Uhr, LWL-Museum Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund

Die Reportage und die Reportageliteratur sind Medien des Dazwischenstehens, des Dazwischentretens – des Intervenierens und der Intervention. Nicht nur stehen sie durch ihre journalistische Faktenbasiertheit und ihre literarischen Qualitäten zwischen zwei Modi der Wirklichkeitsbetrachtung und -verarbeitung, sondern sie agieren auch selbst an Grenzen, an denen sie als Medium der Entdeckung und Aufdeckung Grenzen der Öffentlichkeit verschieben, zuvor Verdecktes ins Licht der Öffentlichkeit und zur Diskussion stellen, sowie marginalisierten Personenkreisen Stimmen und Gesichter verleihen. Dabei richten sie den Blick auf das Verdeckte, von der breiten Öffentlichkeit un- oder weniger gesehene. Sie fungieren somit als Medien der Demokratisierung von Öffentlichkeit(en) zwischen Journalismus und Literatur, deren Normen sie in ihrer Genese stetig herausgefordert haben.

Eine Veranstaltung des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Kooperation mit dem DFG-Sonderforschungsbereich 1512 »Intervenierende Künste« der Freien Universität Berlin und dem Bildungswerk Vielfalt e.V.

Zum Programmposter hier.


Matrix der Arbeit. Vortrag und Gespräch mit Cornelius Markert

22. Oktober 2024, 18:00 Uhr, Bibliothek des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum

Eintritt frei

Die größte Sammlung an Materialien zur Geschichte und Zukunft der menschlichen Arbeit: Das interdisziplinäre Projekt in sieben Bänden liefert überraschende Einsichten zur Geschichte der menschlichen Arbeit von ihren Anfängen bis zum humanoiden Roboter. Anhand von über tausend Grafiken, Karten, Tabellen und Zeittafeln sowie Forschungsergebnissen wird die Entwicklung der Produktiv- und Destruktivkräfte der Arbeit nachgezeichnet: im Spannungsfeld zwischen Armut und Reichtum, den Risiken von Technik, Wissenschaft und Finanzkapitalismus. Die Arbeit wird sich nicht nur durch Digitalisierung und Automatisierung verändern. Es geht auch um die Frage, wie viel Arbeit der ökologisch rücksichtslosen Art wir uns noch leisten können. Im Fokus stehen an diesem Abend die Produktionsweisen im industriellen Zeitalter sowie die aktuelle Debatte um Zeitwohlstand und Qualität der Arbeit. Das Publikum ist eingeladen, sich mit eigenen Themen und Fragen einzubringen.

Dr. Cornelius Markert ist Geschäftsführer des Instituts für Geschichte und Zukunft der Arbeit.

Moderation: Arnold Maxwill (FHI)

Eine Kooperation des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt mit dem Haus der Geschichte des Ruhrgebiets.


Bücher machen. Erica Jongs »Angst vorm Fliegen« mit Lilian Peter

22. Oktober 2024, 18:00 Uhr, Zentralbibliothek Essen

Eintritt frei

Wie landet ein Buch auf Ihrem Nachttisch, Ihrem Lesesessel, auf Ihrem Ohr? Was passiert, bevor Sie es kaufen? Über die vielen unsichtbaren Schritte und Aspekte des Büchermachens sprechen wir zweimal jährlich in unserer neuen Reihe »Bücher machen« mit Menschen aus dem Literaturbetrieb. Mit Übersetzer:innen, Lektor:innen, Literaturagent:innen, Jurist:innen, Literaturkritiker:innen, Bibliothekar:innen, Buchhändler:innen – und Autor:innen.

Unser erster Gast ist die Übersetzerin und Essayistin Lilian Peter. Mit ihr spricht Dr. Iuditha Balint, Direktorin des Fritz-Hüser-Instituts, über ihre Neuübersetzung von Erica Jongs Roman »Angst vorm Fliegen«, darüber, wie er in den 1970er-Jahren als erotischer Bestseller ins Deutsche übersetzt wurde – und darüber, wie ein männlich dominierter Literaturbetrieb ein Roman über jüdisches Leben, Psychoanalyse und weibliche Emanzipation zu einem Erotikbuch reduzieren kann.

Lilian Peter lebt als Schrifstellerin und Übersetzerin mit ihrer Familie in Berlin. Sie studierte Philosophie, Musikwissenschaften, phasenweise auch Altgriechisch und Slawistik, in Wien, Tübingen und Heidelberg. Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Gaststudienaufenthalte in Prag, Paris und New York City. 2017 erhielt sie den Edit Essaypreis, es folgten zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit, darunter Aufenthaltsstipendien der Villa Kamogawa (Kyoto) oder ein Jahres-Arbeitsstipendium der Stiftung Preußische Seehandlung. Ihr Buch »Mutter geht aus« erschien 2022 bei diaphanes. 2024 erschien ihre Neuübersetzung des literarischen Klassikers »Angst vorm Fliegen« von Erica Jong bei ECCO/Harper Collins.

Moderation: Dr. Iuditha Balint (FHI) 

»Bücher machen« ist eine Kooperation des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt mit dem Institut für Germanistik der Universität Duisburg-Essen und der Stadtbücherei Essen.


Zwischenstopp mit Son Lewandowski über Elitesport, Sexismus und Leistungsdruck

17. Oktober 2024, 19:00 Uhr, Taranta Babu, Humboldtstraße 44, 44137 Dortmund

Eintritt frei

Was und wie kann über Elitesport, Sexismus und Leistungsdruck geschrieben werden?

Son Lewandowskis »Die Routinen« ist ein literarischer Essay, der das Kunstturnen als Ausgang nimmt, um von Missbrauch, Sexismus und Leistungsdruck im Elitesport zu erzählen. Dabei verbindet der Text Dokumentation und Fiktion, und lässt eine Turnerin und ihr Team von den körperlichen und seelischen Folgen des harten Trainingsalltags erzählen. Während der Essay hier in einer Turnhalle der heutigen Zeit verweilt und damit nah an die Turnerinnen und ihre Belastungsgrenzen herantritt, geben die dokumentarischen Teile eine historische Perspektive, die das System Leistungssport und seine politische Stellvertreterfunktion offenbart – von der Zeit des Kalten Krieges, den Kindern in Trainingslagern, bis zu den normalisierten Verletzungen, dem Doping und den hunderten vertuschten Missbräuchen durch US-Teamarzt Larry Nassar.

Son Lewandowski lebt und arbeitet als Autorin, Literaturvermittlerin und Kulturwissenschaftlerin in Köln. Als Gründerin und Leiterin des INSERT FEMALE ARTIST-Literaturfestivals und des Literarischen Forums für feministische Stimmen (beides gem. m. Svenja Reiner) kuratiert sie Literaturveranstaltungen. Kulturjournalistische und literarische Beiträge u. a. für Literarischer Monat, taz, Goethe-Institut, BELLA triste, 54books, auftakt festival für szenische texte oder Kabeljau & Dorsch. Zurzeit schreibt sie an dem literarischen Essay »Die Routinen«.

Maria Babusch studierte Literatur- und Kulturwissenschaft sowie Französisch in Dortmund, Bochum und Leeds. Sie wurde 2021 zum auftakt festival für szenische texte eingeladen und entwickelte als Teil des Kollektivs Operation Memory eine Produktion für das Schauspiel Dortmund. Ihre Lecture Performance »Hacker auf Estradiol« wurde u. a. zum FAVORITEN Festival und zu Unruly Readings – Reihe für Literatur und Performance am Orangerie Theater Köln eingeladen. Seit 2023 studiert sie Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Zwischenstopp ist eine Einladung an Autor:innen und Interessierte. Autor:innen lesen hier aus noch unveröffentlichten Texten vor und besprechen ihre Entwürfe mit dem Publikum.

Moderation: Maria Babusch

Eine Kooperationsveranstaltung des Fritz-Hüser-Instituts mit dem Taranta Babu.


Olivier David: »Von der namenlosen Menge – über Klasse, Wut & Einsamkeit« Autorenlesung

11. Oktober 2024, 20:00 Uhr, Buchhandlung transfer. bücher und medien

Eintritt: 15€

Geschichten von der unteren Klasse, Literatur über soziale Herkunft – meist sind das Erzählungen von Aufbruch und Aufstieg. Olivier Davids Essays kreisen um diejenigen, die unten geblieben sind. Die mit den schmerzenden Körpern, die Nachtarbeitenden, die Vergessenen – und um ihn selbst. Wie fühlt es sich an, mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit den Wohlstand höherer Klassen zu bezahlen? Was bedeutet es, unten zu bleiben, damit die oberen ihren Status, ihre Macht, ihre Privilegien behalten können? Wie selbstbestimmt kann die Entscheidung, allein zu bleiben sein, wenn soziale Beziehungen durch Vereinzelung, Geldmangel und eingeschränkte Teilhabe unter Druck stehen? Wie soll Geschichte weitergegeben werden, wenn es kein kollektives Gedächtnis armer Menschen gibt?

»Es geht hier nicht um die Kulturalisierung von Armut, nach dem Motto: So sind sie, die Armen. Es geht um das Aufzeigen von Lebensrealitäten als Kausalketten.«
Olivier David beschäftigt sich anhand von Beobachtungen und Erfahrungen mit dem Einfluss von Klasse auf sein Leben – und die Leben derer, die er seine Leute nennt. In sprachgewaltigen, intimen, wütenden und dabei einfühlsamen Essays schreibt er über innere Migration, vom Fremdsein und einer blauen Angst. Und er ringt zugleich um eine Erzählweise, die den Geschichten von unten gerecht wird. »Von der namenlosen Menge« ist ein Versuch, sich selbst in die Welt einzuschreiben, denn: »Für gewöhnlich liest unsereins nicht vor Publikum aus Büchern, unsereins trägt Sicherheitsschuhe beim Arbeiten, hat Kopfhörer auf den Ohren gegen den Lärm, hat Schmerzen irgendwo, lehnt, wo er kann, gähnt, so oft es geht …« (Haymon Verlag)

Moderation: Arnold Maxwill (FHI)

Eine Kooperationsveranstaltung des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt mit der Buchhandlung transfer. bücher und medien.

Tickets und mehr Informationen hier.


Erinnern und Erzählen: Intergenerationales Schreiben über Arbeitsmigration

2. Oktober 2024, 19:00 Uhr, Taranta Babu, Humboldtstraße 44, 44137 Dortmund

Wie erzählt man eine Familiengeschichte über Länder-, Generationen- und Klassengrenzen hinweg? Wie erinnern Kinder an ihre Eltern und was verschweigen Eltern ihren Kindern?

Postmigrantische Autor*innen begeben sich in ihrem Schreiben auf Spurensuche, denn die Geschichte der Familie prägt ihr Leben und ist doch von der eigenen Erfahrungswelt losgelöst. Über die Frage, wie man die Geschichten der Eltern und Großeltern über innerfamiliäres Erinnern und Schweigen hinweg erzählt, sprechen die Autorinnen Vina Yun und Esra Canpalat.

Vina Yun berichtet mit ihrem Comic »Homestories« vom Leben koreanischer Krankenschwestern in der österreichischen Diaspora, während Esra Canpalat in ihrem entstehenden Familienroman die aus der Türkei migrierten Elternfiguren sowie deren Kinder erzählen lässt. Moderiert wird die Veranstaltung von Manuel Gogos, freier Autor und Mitglied des Kurationsteams des Projekts »Denkmal für Gastarbeiter*innen« in Dortmund.

Die Veranstaltung wird per Livestream übertragen.

Eine Kooperationsveranstaltung des Projekts »Denkmal für Gastarbeiter*innen« und des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt.